„Alle Schulen müssen ans Glasfaser-Netz!“
Es ist eine Tatsache, dass der Internetausbau in Deutschland viele Defizite aufweist. So haben Messungen der Anwendergeschwindigkeiten der Schulen in der Praxis ergeben, dass nur 25 Prozent der Schulen in Niedersachsen bisher über eine ausreichende Internetanbindung verfügen, „um beispielsweise Videokonferenzen oder interaktive Lernangebote in der Cloud sinnvoll nutzen zu können“, erklärte unser Gründer und Geschäftsführer Jörg Ludwig vor einigen Monaten auf dem Höhepunkt der Pandemie. Auch der Focus legte die Lücken der Schuldigitalisierung offen: „In 64 Prozent aller Schulen kämpfen Lehrer mit der Technik, weil das Netz zu lahm, die Cloud-Server überlastet oder die Laptops samt Software überfordert sind.“
Die Folgen nicht mehr zeitgemäßer Internetverbindungen machen der Schuldigitalisierung einen Strich durch die Rechnung, wie Autorin Verena Pausder in der Zeit thematisierte: „Langsames Internet bedeutet, dass die 8b nicht mit einer 3-D-Software im Matheunterricht arbeiten kann, wenn die 8a gerade ein Video anschaut.“ Die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth schilderte gegenüber Just School dahingehend ihre Erfahrungen als Lehrerin: „Auffällig ist aber schon, dass Mitte 2020 nur 8 Prozent der Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen waren und Schülerinnen und Schüler immer noch aus Videokonferenzen rausfliegen, weil das Internet einfach nicht stabil läuft“, war und ist die Enttäuschung bei der Pädagogin groß, denn: „Diese Probleme gab es schon vor der Pandemie und da habe ich wenig Weiterentwicklung gesehen. Wir haben aber einen Digitalisierungsminister der das in die Hand nehmen müsste.“
Die Forderungen sind deckungsgleich: „Alle Schulen müssen ans Glasfaser-Netz“, heißt es etwa in dem bereits erwähnten Focus Artikel. In diese Kerbe trat auch SPD-Bildungspolitiker Christoph Bratmann im Just School-Interview: „Es braucht den Breitbandausbau, damit wir generell ein schnelleres Internet haben und keine Regionen bei der Digitalisierung abgehängt werden.“
„Analog but real“
Nicht allein die Versorgung mit stabilem Internet macht der Schuldigitalisierung zu schaffen. „Nur in 18 Prozent der Schulen bekommen alle Lehrkräfte einen Laptop gestellt“, hat der Focus recherchiert. Doch nicht nur bei Lehrkräften mangelt es an der grundsätzlich essentiellen Versorgung mit digitalen Endgeräten. „Wir haben jetzt auch noch Kinder ohne Geräte zu Hause, außer einem Smartphone, aber auch keinen Datentarif, der dazu befähigt, an Videokonferenzen teilzunehmen. Bei diesen Kindern ist gar nichts angekommen. Vorher waren sie wenigstens in der Schule“, sagte Pausder gegenüber n-tv.
Positive Entwicklungen sind vereinzelt trotzdem erkennbar, wie die Zeit recherchiert hat: „Nur einzelne Bundesländer haben sich in der Pandemie hervorgetan – so etwa Bremen, das bereits 2020 alle Schüler(innen) mit iPads auszustattenbegann.“ Bedauerlicherweise profitieren nicht alle von diesem Privileg. „Was #Lehrer*innen so machen: #Sonntagsarbeit: Umplanen von digital auf analog mit #Schulbuch, weil digitale Endgeräte nicht in 1:1-Ausstattung vorhanden und die Zeiten im Kopierraum aus Pandemiegründen reglementiert sind. Das Ganze differenziert und mit #Inklusion #EduBW #twlz“, schilderte die Lehrerin Susanne Posselt via Twitter ihren Alltag, der mit der Rückkehr in den Präsenzunterricht nicht besser wurde, wie ihre Kollegin Alicja Gulcz betonte: „Kaum ist man in der Schule, muss man auf Grund fehlender Endgeräte wieder komplett auf analog umsteigen. Analog but real #twlz“, twitterte die Lehrerin.
„Schuldigitalisierung geht eng mit der Ausstattung einher.“
Die Lösung liegt auf der Hand: digitale Endgeräte müssen her. Der DigitalPakt Schule stellt hierfür die finanziellen Mittel zur Verfügung. Im Just School-Interview dachte CDU-Bildungspolitikerin Mareike Wulf noch einen Schritt weiter: „Heute mit dem DigitalPakt angeschaffte Geräte sind in drei bis fünf Jahren nicht mehr aktuell. Man muss hier über Leasing- oder Mietkaufmodelle nachdenken. Die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte mit mobilen Endgeräten muss dauerhaft gesichert werden.“ Wulf ist sich der Notwendigkeit ihrer Forderung bewusst: „Aus meiner Sicht geht die Schuldigitalisierung ganz eng mit der technischen Ausstattung einher.“
Die Experten sind einer Meinung: Zur Schuldigitalisierung braucht es technische Ausstattung. Das fängt mit dem stabilen Internetausbau sowohl in der Schule als auch zuhause an und endet mit der Ausstattung mit digitalen Endgeräten. Nur so kommt es zur langfristigen Sicherung unserer Schuldigitalisierung.