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Frag deine Bildungspolitikerin: Mareike Wulf

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Die niedersächsische Landtagsabgeordnete Mareike Wulf stellte sich den Fragen von Just School. (Quelle: privat)
05.07.2021 · Lesedauer: 5 Minuten

Für die Christdemokratin Mareike Wulf ist die Digitalisierung der Schlüssel auf dem Weg in die Schule der Zukunft. Dafür müsse man auch eine neue Denkhaltung entwickeln und „Digitale Kompetenzen“ vermitteln. Just School sprach mit der niedersächsischen Landtagsabgeordneten über eigenverantwortliche Schulbudgets, Datenschutz und selbstständige Schülerinnen und Schüler.

Frau Wulf, wie ist aus Ihrer Sicht der Stand der Schuldigitalisierung? Das kann man gar nicht so allgemein sagen. Wir brauchen wahrscheinlich einen ‚Digital-Monitor Schule‘, der transparent macht, wie der Stand der Digitalisierung unserer Schule ist. Für die Ausstattung ist das Land ja per se nicht zuständig. Hier kommen die Kommunen ins Spiel und von daher kommt es auch immer darauf an, wie sehr sich der Schulträger darum kümmert und wie wichtig ihm das Thema der Schuldigitalisierung ist.

Hier sind wir eigentlich schon gleich bei einer der Kernherausforderungen, vor denen wir in der Bildungspolitik stehen: Die Digitalisierung. Wir haben schon ein paar Schritte nach vorne gemacht – so ist es nicht! Ich würde auch sagen, dass jeder seit Corona verstanden hat, dass Digitalisierung eine große Rolle spielt und wichtig ist für alle. Das war vorher nicht so und das muss man ebenfalls herausstellen.

Würde es den Schulen dahingehend denn helfen, wenn die ihre Budgets für die Ausstattung eigenverantwortlich verwalten könnten? Hier sollte man nicht pauschalisieren. Vielen berufsbildenden Schulen stehen bereits eigenverantwortliche Budgets zur Verfügung, mit denen sie sich selbst ausstatten können. Ich weiß nicht genau, ob das auch bei jeder normalen Schule funktionieren würde. Die wären bei der Ausstattung am Ende ja wieder auf den Schulträger angewiesen. Der Unterschied sind hier die Verwaltungskräfte, die sich bei den berufsbildenden Schulen um derartige Themen kümmern. Eine kleinere Grundschule könnte bei diesem Thema schlichtweg überfordert sein. In dem Fall würde es eher helfen, wenn es ein gut ausgestattetes Medienzentrum gibt.

Im Zusammenhang mit einem Besuch der sehr digitalisierungsaffinen „Waldschule Hatten“ in ihrer Heimatstadt Oldenburg sprachen Sie von „Digitaler Kompetenz“. Was darf man darunter verstehen? Digitale Kompetenz ist grundlegend die Tendenz, wie ich ein Problem auf der Grundlage unserer Möglichkeiten in der Digitalisierung löse. Die Fragestellung lautet hier: Welchen Herausforderungen begegnen Schülerinnen und Schüler in einer mehr und mehr digitalen Welt? Und wie machen wir sie dafür fit, mit diesen Herausforderungen umzugehen?

Wie machen wir sie denn fit? Das ist eine gute Frage. Für diese vielschichtige Herausforderung gibt es tatsächlich viele verschiedene Ansatzpunkte. Bildungspolitisch argumentiert haben wir zunächst einmal die Bildungspläne in denen auch digitale Kompetenzen irgendwann einmal von der Kultusministerkonferenz definiert worden sind. Diese Bildungspläne sollten wir jetzt erst einmal überarbeiten und den digitalen Kompetenzen noch mehr Relevanz einräumen. Aktuell beschäftigen sich Lehrkräfte ja tatsächlich damit und fragen sich: Wie vermittle ich das jetzt eigentlich meinen Schülerinnen und Schülern?

Dann dürfen Sie nicht vergessen: Wir bewegen hier einen ‚Riesentanker‘ und reden über eine halbe Million Menschen, die sich da bewegen sollen. Das ist ein ganzes System, was wie hier umstellen wollen, verändern wollen. Das ist natürlich nicht allein über Bildungspläne zu machen. Dazu müssen wir die Lehrkräfte anders ausbilden und dazu müssen wir Fortbildungen anbieten, wie wir auch Lehrkräften Digitale Kompetenzen vermitteln können. An dieser Stelle hat Corona übrigens auch geholfen, weil sich ganz viele Lehrerinnen und Lehrer erstmals nicht nur mit den ganz banalen Dingen wie der Videokonferenz auseinandergesetzt und das Thema Schuldigitalisierung ernst genommen haben.

Ein nicht unwichtiges Thema bei der Schuldigitalisierung ist der Datenschutz. Unser Gründer Jörg Ludwig lebt den Grundsatz vor, dass diese Hand in Hand gehen müssen. Wie ist denn Ihre persönliche Meinung dazu? Natürlich müssen Datenschutz und Schuldigitalisierung Hand in Hand gehen. Ich finde, IServ macht das gut mit den eigenen Servern. Das Land muss aber selbst zu der Erkenntnis kommen, dass es in der Lage sein muss, die eigenen Daten auch digital zu verwalten. Das wird für die Schüler- und Lehrerdaten aktuell noch nicht gemacht. Von daher wünsche ich mir auch eine ID-Verwaltung für alle Bildungsbeteiligten. Mein Vorschlag: Alle erhalten mit ihrem Eintritt in das Bildungssystem eine Bildungs-ID, die sie auch für Anbieter wie IServ nutzen können und mit der sie sich in einer datenschutzkonformen Umgebung bewegen. Denkt man dies weiter, sollte es zukünftig auch möglich sein, diese Daten auch innerhalb der Bildungseinrichtungen zu übergeben – zum Beispiel beim Übergang von der Grund- in die weiterführende Schule. Das ist in gewisser Weise noch nicht ernsthaft genug und systematisch angegangen worden. Im Umkehrschluss heißt das natürlich nicht, dass jetzt plötzlich alles unsicher ist. Es könnte aber mehr Dynamik in das System kommen, wenn die Politik den Anbietern von Plattformen ein besseres Angebot machen würde, wie diese mit den Daten der Schülerinnen und Schüler umgehen sollten.

Wir stehen derzeit ja mehr oder weniger an der Schwelle aus der Corona-Pandemie heraus. Was sind für Sie die großen Bildungs-Herausforderungen in der Zukunft? Bei der Beantwortung dieser Frage würde ich erstmal mit banalen Dingen beginnen. Die erste und vermutlich am leichtesten zu beantwortende ist die nach der Ausstattung. Hier braucht es einen Finanzierungsmechanismus und zwar dauerhaft. Heute mit dem DigitalPakt angeschaffte Geräte sind in drei bis fünf Jahren nicht mehr aktuell. Man muss hier über Leasing- oder Mietkaufmodelle nachdenken. Die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte mit mobilen Endgeräten muss dauerhaft gesichert werden. Diese Finanzierungsfrage müsste sich einmal richtig und ehrlich gestellt werden. Und vor allem auch beantwortet. Dabei müssen aus meiner Sicht die Didaktik und die Pädagogik im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. So sollten Tablets nicht nur genutzt werden, um damit Fernunterricht zu machen, sondern im besten Fall auch dazu, besser und anders zu lernen.

Aus der bisherigen Corona-Zeit nehme ich auch mit, dass das Thema Schuldigitalisierung erst richtig in den Gang kommen muss – und zwar nicht nur an vereinzelten, sondern an allen Schulen! Aus meiner Sicht geht die Schuldigitalisierung ganz eng mit der technischen Ausstattung einher.

Welche weiteren Erkenntnisse lässt Corona in Richtung Bildungspolitik zu? Aus meiner Sicht immer noch dringend notwendig ist ein Runder Tisch zwischen der Politik und den Anbietern – seien es nun die von Plattformlösungen oder Schulbüchern. Nur der gemeinsame Dialog kann nachhaltig Fragen beantworten wie: Wie kann ich Inhalte sinnvoll digital zur Verfügung stellen?

Ebenso erhoffe ich mir, dass uns das ein oder andere hybride Angebot erhalten bleibt. Ich erinnere mich an das Schneechaos Anfang Februar. Jetzt haben wir gelernt, dass in einer derartigen Situation nicht zwingend der Unterricht entfallen muss, sondern im Zweifelsfall einfach auf Distanzunterricht umgestellt werden kann.

Eines möchte ich jedoch herausstellen: Eine grundlegende Sache ist, dass Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Lernen erzogen werden müssen. Das sollte auch unabhängig vom Bildungsniveau möglich sein und hat nichts damit zu tun, ob man jetzt Abitur macht oder nicht. Viel mehr hat es mit der Frage zu tun, ob wir erkennen, dass in dieser komplexen Welt, in die Kinder heute hineinwachsen, das Wissen fast unendlich verfügbar ist und wie sehr wir es schaffen, die Kompetenz zu vermitteln, sich Inhalte selber zu erarbeiten, anzueignen und zu strukturieren. Darüber haben wir den letzten Jahren viel zu wenig nachgedacht. Ansonsten wären die Schülerinnen und Schüler mit dieser Situation nicht ganz so allein gelassen gewesen.

Nordisch by Nature: Mareike Wulf wurde geboren in Schleswig-Holstein und aufgewachsen in Oldenburg. Quelle: privat

Informationen zu Mareike Wulf

Mareike Lotte Wulf, geboren am 15. November 1979 in Rendsburg und aufgewachsen in Oldenburg, war nach eigener Aussage schon immer politisch interessiert, sah sich selbst aber eher in der zweiten Reihe. Als Quereinsteigerin wurde die diplomierte Sozialwissenschaftlerin bei den Landtagswahlen 2017 für den Wahlkreis Hannover-Mitte über die Liste in den niedersächsischen Landtag gewählt. Im Schattenkabinett von Bernd Althusmann war Wulf als Kultusministerin vorgesehen, das Ressort ging nach den Koalitionsverhandlungen aber an Grant Hendrik Tonne (SPD). Mareike Wulf ist stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion mit Zuständigkeit für die Bereiche Kultus und Wirtschaft. Bereits vor ihrem Mandat war sie bei den Unternehmerverbänden Niedersachsen (UVN) in Hannover als Bildungsreferentin aktiv und wurde später Leiterin Bildung und Gesellschaftspolitik und Mitglied der Geschäftsführung.

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Frank Vollmer
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