1. Schuldigitalisierung zügig vorantreiben
„Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass nach über 16 Monaten Pandemie noch immer ein großer Bedarf an der Digitalisierung von Schulen besteht“, stellt Jörg Ludwig fest. Vielerorts fehle es in erster Linie an digitalen Endgeräten für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, „aber auch an einer ausreichenden Breitbandanbindung, schnellem WLAN und insbesondere passenden pädagogischen Konzepten.“
Die von den Bundesländern bereitgestellten Lösungen sind noch nicht so weit, wie sie es gern sein wollen. So befand sich beispielsweise die Niedersächsische Bildungscloud (NBC) zu Beginn der Pandemie noch im Prototypen-Status. Während des ersten Homeschoolings standen dort keine Videokonferenzen zur Verfügung. „Viele Schulen wandten sich direkt an uns und wir konnten schnell eine Lösung bereitstellen“, setzt Ludwig im Sinne der Schulen auf einen unbürokratischen Weg und ergänzt: „Am Markt stehen datenschutzkonforme, funktionierende Lösungen – dazu ‚made in Germany‘ – sofort zur Verfügung. Das Rad muss hier nicht neu erfunden werden“, betont er.
Ebenfalls habe die tägliche Praxis gezeigt: „Gerade sozial benachteiligte Kinder haben wichtige Bildungsmonate verloren. Längst nicht alle Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, sich im notwendigen Umfang selbst zu organisieren. Hier ist mehr Unterstützung notwendig!“
2. Eigenverantwortliche Schulbudgets beschleunigen die Schuldigitalisierung
„In der Pandemie wurde deutlich, dass eine schnelle Schuldigitalisierung die zentrale Voraussetzung ist, um den Unterricht auch in Krisenzeiten aufrecht zu erhalten“, erklärt Jörg Ludwig. Besonders im ersten Lockdown konnte das noch nicht umgesetzt werden, wie auch eine Analyse der Nutzungsdaten zeigt. „Schulen konnten sich oftmals nicht zügig digitalisieren, da sie nicht selbst über die finanziellen Mittel verfügen konnten. Der Digitalpakt Schule stellt zwar Mittel für die Infrastruktur in den Schulen bereit, Geld für die Software ist aber nur auf Landesebene vorgesehen. Zudem sind die Antragsverfahren in der Praxis bürokratisch und langwierig“, so Ludwig.
Sinnvoll sei hier laut Ludwig die Einrichtung von eigenverantwortlichen Schul-Budgets, aus denen sie nach ihren Bedarfen auch flexibel und kurzfristig laufende Kosten finanzieren können. Zu diesen Kostenstellen gehören beispielsweise auch Administration, technischer Support und individuelle Softwarelösungen.
3. Lehrer-Fortbildungen für pädagogische Konzepte
„Die digitale Schule ist für viele Lehrkräfte eine neue Erfahrung“, weiß Jörg Ludwig darüber hinaus aus dem regelmäßigen Austausch mit Pädagogen zu berichten. „Nur wenn sich die Lehrkräfte sicher im Umgang mit den angebotenen Werkzeugen fühlen, kommt es zu einer breiten und effektiven Nutzung im Unterricht. Schulungen können dazu beitragen, Lehrkräfte zielgerichtet und bedarfsgerecht abzuholen.“
In der Pandemie sei dieser Bedarf Ludwig zufolge schnell sichtbar geworden: „An den von IServ angebotenen, kostenlosen Online-Schulungen haben jeweils bis zu 1.700 Lehrkräfte teilgenommen, was das hohe Interesse der Beteiligten und die Bereitschaft, neue Technologien auszuprobieren, eindrücklich zeigt. Dort wurden vor allem Fragen zu technischen und pädagogischen Nutzungsmöglichkeiten sowie zum Datenschutz beantwortet.“
4. Breitband, WLAN und Endgeräte für alle Schulen
Ein flächendeckendes Breitbandnetz, WLAN an allen Schulen und ausreichende digitale Endgeräte sind die Basis für die Schuldigitalisierung in Deutschland. „Die Pandemie hat auch hier deutlich gemacht, wie groß der Investitionsstau ist. Die IServ GmbH kann die Anbindungsgeschwindigkeit der Schulen an das Internet messen. Als Erkenntnis gilt sowohl für die Infrastruktur vor Ort in der Schule als auch in der Cloud: Nur etwa 25 Prozent der Schulen verfügen bisher über eine ausreichende Internetanbindung, um zum Beispiel Videokonferenzen oder interaktive Lernangebote in der Cloud sinnvoll nutzen zu können.“
Sowohl im Sinne eines funktionierenden Präsenz- als auch Distanzunterrichts ist der Breitbandausbau deshalb die derzeit größte Baustelle in der Schuldigitalisierung: Schulen, Schüler(innen) und Lehrer(innen) brauchen eine schnelle Internetanbindung und ein stabiles WLAN – in der Schule und auch zu Hause. “Überdies besteht Bedarf an digitalen Endgeräten, die auch im Präsenzunterricht sinnvoll eingesetzt werden können”, ergänzt der Softwareentwickler.
5. System nach Maß statt Lösung von der Stange
Schulen haben sehr unterschiedliche, individuelle Anforderungen an eine Schulplattform. Dabei kommt es erfahrungsgemäß auf den Schultyp, aber auch auf den bereits erreichten Digitalisierungsstand an. „Für die Praxis bedeutet dies, dass Lösungen für die Schuldigitalisierung auch mit Praxisnähe entwickelt werden müssen“, erklärt Ludwig.
Eine Auswahlmöglichkeit der Schulen zwischen verschiedenen, auf Datenschutz geprüften Lösungen, beschleunige zudem den Wettbewerb um technische und pädagogische Weiterentwicklungen und bringe somit als Innovationstreiber die Schuldigitalisierung insgesamt weiter voran. „Beratungsangebote für Schulen können darüber hinaus dazu beitragen, die bestehenden Bedarfe zu analysieren und für die Schulen passenden Lösungen auszuwählen“, schlägt der 38-Jährige vor.
6. Datenschutz und Schuldigitalisierung zusammen denken
„Datenschutz verhindert nicht die Digitalisierung von Schulen, sondern ist eine Grundvoraussetzung, um das Vertrauen aller beteiligten Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen und so die Schuldigitalisierung insgesamt voranzubringen.“ Diesen Satz hat unser Gründer Jörg Ludwig zementiert und lebt ihn vor. Datenschutz ist keine Verhandlungssache und überhaupt erst ausschlaggebend für die (rechts)sichere Nutzung von zum Beispiel Distanzschooling-Angeboten.
Während der Pandemie und den Schulschließungen nutzten Schulen teils Lösungen, deren DSGVO-Konformität mindestens fragwürdig ist. „Das führt zu Unsicherheiten bei Lehrkräften, Eltern und Schülerinnen und Schülern“, betont Ludwig und fordert deshalb: „Schulen benötigen in der Praxis Lösungen, die einerseits den benötigten Funktionsumfang liefern und auf der anderen Seite so genutzt werden können, dass nicht die Gefahr besteht, dass Daten von Lehrkräften und (minderjährigen) Schüler(innen) eingesehen, verwertet und verkauft werden.“
Über den Weg der Einwilligung werden im privaten Bereich vielfältig nicht datenschutzkonforme Angebote genutzt. „An Schulen ist das nicht praktikabel, weil eine Pflicht zur Nutzung besteht und die Schule bei fehlender Einwilligung der Eltern gleichwertige Alternativen anbieten muss.“
7. Schnittstellenanbindung zu Lerninhalten schaffen und etablieren
Schnittstellenanbindungen können die verschiedenen Plattformen und Angebote untereinander nutzbar machen und vernetzen. „Solche Schnittstellen sind von Schulen und Lehrkräften gewünscht, um doppelten Aufwand bei der Pflege der Daten zu vermeiden. Um die Nutzererfahrung so unkompliziert wie möglich zu gestalten, brauchen Schulen automatisierte und zentrale Identifikationsmanagementsysteme und Single- Sign-On-Möglichkeiten“, schlägt Jörg Ludwig vor und hat auch direkt ein aktuelles Beispiel parat: „Die IServ GmbH stellt für einen Großteil der Schulen in Niedersachsen den reibungslosen Zugriff auf die NBC bereit und ermöglicht eine einfache Suche in der Online-Medien-Datenbank des Niedersächsischen Bildungsservers.“ Außerdem werden hier bereits Gespräche über Anbindungen mit privaten Anbietern geführt.
Ein Zwischenfazit
„Natürlich hat der Präsenzunterricht sehr viele Vorteile und ich denke, wir alle sind froh, wenn Corona endlich überstanden ist und wir wieder normal leben können“, fasst Jörg Ludwig zum Ende seiner Ausführungen zusammen. Nichtsdestotrotz biete die Digitalisierung vor allem langfristig große Vorteile: „ Schülerinnen und Schüler benötigen keine schweren Bücher mehr, Informationen können bei Bedarf schnell recherchiert werden, interaktives Lernmaterial kann Sachverhalte anschaulicher erklären, Kommunikation und Prozesse innerhalb der Schule können vereinfacht werden und Schüler(innen) werden besser auf das digitale Arbeitsleben vorbereitet“, zählt er nur einige der Vorteile einer nachhaltigen Schuldigitalisierung auf. Sie diene überdies auch nicht dem reinen Selbstzweck: „Die Lehrerin oder der Lehrer bleiben der wichtigste soziale und pädagogische Faktor beim Thema Schule.“
„Sofern wir also den Weg der Digitalisierung mit besonderem Augenmerk auf die wesentlichen Aspekte wie Breitbandausbau und Endgeräte, Schulbudgets, Datenschutz, Fortbildungen und die anderen genannten Punkte weiter voranschreiten, sind wir für die Zukunft der Schuldigitalisierung gut gerüstet“, lautet das abschließende Fazit des IServ-Gründers.