Eine Whitelist für digitale Schule
»Statt nur darauf zu warten, dass sich unsere Schulen verändern, möchten wir selbst mit der edu-cloud praktische Soforthilfe leisten«, wird Verena Pausder auf der Website edu-cloud.org zitiert.
Als sich Schulen, Schüler(innen) und Eltern vor etwas mehr als zwei Jahren durch die Corona-Pandemie von heute auf morgen auf den Distanzunterricht umstellen mussten, hat die vielseitige Unternehmerin, Investorin und Buchautorin mit ihrem Verein Digitale Bildung für Alle e.V. binnen weniger Tage homeschooling-corona.com aus dem Boden gestampft. Die Website bot eine Sammlung – eine sogenannte »Whitelist« – für digitale Bildungsangebote. Zunächst als Soforthilfe für Eltern im Homeschooling und Lehrkräfte im Distanzunterricht im Auge des Corona-Sturms gedacht, traf sie nachhaltig einen Nerv.
»Wir waren überwältigt, wie gut die Seite angenommen wurde«, berichtet Louisa Strasser im Gespräch mit Just School. Besonders der Tatendrang von Betroffenen, Unternehmen und Startups, die neue Plattform mitzugestalten, sei großartig gewesen. »Die ersten Angebote haben wir noch selbst zusammengestellt. Schnell bekamen wir aber immer mehr Input aus der Community, welche Angebote unbedingt noch auf die Seite gehören«, erzählt Strasser. Bis heute wurde homeschooling-corona.com hunderttausendfach angeklickt.
»Digitale Bildung für Familien und Schulen so einfach wie möglich.«
Zwei Jahre später sind Distanzunterricht und Homeschooling zwar nicht mehr so präsent wie damals, doch erfuhr die Digitalisierung des Schulsystems nicht zuletzt durch Covid-19 einen unerwarteten Schub. Die Möglichkeiten und Chancen digitaler Bildung gehen jedoch weit über Distanzunterricht und Homeschooling hinaus. »Sie reichen von neuen Inklusionsmöglichkeiten durch automatische Übersetzungen über personalisierte Übungen für zu Hause bis hin zur generellen Förderung von Medien- und Digitalkompetenzen«, zählt Louisa Strasser auf. Gemeinsam will man einen Beitrag leisten, digitale Bildung und den Zugang zu dieser für Familien und Schulen so einfach wie möglich zu gestalten. Auf diesem Gedanken basierend entwickelte sich homeschooling-corona.com weiter zu edu-cloud.org.
Aber auch edu-cloud.org ist ständig in Bewegung und entwickelt sich weiter. Die wachsende Sammlung listet mittlerweile über 200 digitale Bildungsangebote und soll sich zu einer umfangreichen Plattform entwickeln, die Wissen und Best Practices teilt, um so zusammen digitale Bildung für die Zukunft zu gestalten. Wer ein Angebot auf der Plattform vermisst, kann dies direkt über ein Kontaktformular vorschlagen.
Und was macht die Politik?
Sollte ein Projekt wie edu-cloud nicht eigentlich Aufgabe des Bundes sein? »Sollte es!«, entgegnet Mit-Initiatorin Louisa Strasser und ergänzt: »Wir haben uns eine vom Bund getriebene Lösung oder Whitelist für staatlich zertifizierte digitale Bildungsangebote schon lange gewünscht.« Hier gäbe es zwar immer wieder vielversprechende Ansätze und Schritte in die richtige Richtung, wie beispielsweise die BayernCloud Schule , VIDIS oder das DIRECTIONS-Projekt , die die Handhabung und Orientierung für den Einsatz digitaler Bildungsangebote erleichtern sollen. »Doch leider tragen diese aktuell noch kaum Früchte und kommen nur schleppend in die Umsetzung«, wie Strasser bedauert.
»Spätestens die Corona-Krise hat gezeigt, dass es pragmatische Lösungen wie homeschooling-corona.com braucht, um Soforthilfe zu leisten und schnell echten Nutzen für Betroffene zu generieren.« Verena Pausder, Christa Dahl und Louisa Strasser sehen den Verein und ihr Projekt jedoch als komplementären Akteur der Politik, der unter die Arme greift und schnell und unbürokratisch Mehrwert stiftet, wo politische Projekte oft lange brauchen. »Wir sind stets im Austausch mit der Politik und schätzen die Arbeit der Länder und des Bundes dahingehend sehr«, unterstreicht Strasser. Also lieber Initiative zeigen und machen, statt zu meckern!
»Mit edu-cloud.org möchten wir diese Werte leben und die Soforthilfe von homeschooling-corona.com verstetigen«, erklärt Louisa Strasser und widmet sich direkt wieder ihrem Projekt. Im nächsten Schritt werden Unterseiten zu den einzelnen Angeboten eingeführt, auf welchen detailliertere Informationen eine verbesserte Orientierung bieten sollen. Zudem wird edu-cloud.org in digitale-lernangebote.de umbenannt werden, sodass die Website in Zukunft noch besser gefunden wird.