Erstkontakte bereits im Kleinkindalter
Schon ganz früh in ihrem Leben kommen Kinder mittlerweile täglich in Kontakt mit Medien. Das zeigt unter anderem eine Studie der Initiative Safer Internet aus dem Jahr 2020 . In den befragten Haushalten gaben die Eltern von 0- bis 6-jährigen Kindern an, fünf bis sechs internetfähige Geräte zu besitzen. »Drei Viertel der befragten Eltern von 0- bis 6-Jährigen geben an, dass ihr Kind internetfähige Geräte zumindest gelegentlich nutzt – und das bereits ab einem Alter von durchschnittlich 12 Monaten«, heißt es in der Studie.
Die Kleinsten kommen immer früher mit der digitalen Welt in Berührung. Während 2013 noch 41 Prozent der 3- bis 6-Jährigen gelegentlich ein internetfähiges Gerät nutzten, sind es mittlerweile mit 81 Prozent doppelt so viele. Die dabei am häufigsten genutzten Geräte sind Tablets (32 Prozent), Smartphones (30 Prozent) und internetfähige Fernseher (21 Prozent).
Entscheidend ist hier auch die einfache Handhabung moderner Geräte. Die fällt mittlerweile so leicht, dass auch kleine Kinder sie problemlos bedienen können. Wischen, Tippen, Klicken und Zoomen stellen keine Herausforderung mehr dar. Schließlich beobachten sie bereits früh das Verhalten ihrer Eltern und Geschwister. Umso wichtiger, dass den »Digital Natives« frühzeitig ein richtiger und kritischer Umgang mit der Digitalität vermittelt wird. Neben dem technischen Know-How gilt es daher Regeln, Grenzen sowie Gefahren altersgerecht zu vermitteln.
Risiken der digitalen Medien
Wo digitale Medien in Kindertagesstätten Anwendung finden, ist es besonders wichtig, die Gefahren zu identifizieren und den Kindern zu vermitteln. Eine der größten Herausforderungen ist dabei sicherlich das hohe Suchtpotential. Das Pro Kita Portal spricht sich daher für klare Regeln und Grenzen aus. Damit die an den Geräten verbrachte Zeit von Eltern und Erzieher(inne)n gut im Blick gehalten werden kann, ist eine genaue Zeitangabe ratsam.
Weiteres Augenmerk sollte auf die Vermeidung von »uneingeschränktem und unüberwachtem Zugang zum Internet« gelegt werden. Kinder können beim Surfen im Internet schnell auf unangemessene Webseiten stoßen, deren Inhalte nicht für ihr Alter bestimmt sind. Die Website medienpraevention.info empfiehlt, dass Erwachsene nicht nur darüber informiert sein sollten, wann, sondern auch mit welchen Inhalten die Kinder konfrontiert werden. Im Idealfall sollte der Zugang immer durch einen Erwachsenen begleitet werden, um dabei über die Inhalte sprechen zu können. Zusätzlich können Kinderschutz-Filter auf den Geräten eingerichtet werden, um Nutzungszeiten zu regeln sowie Downloadmöglichkeiten von Apps zu verhindern.
Ein weiteres Risikopotenzial für Kinder hat die BLIKK Studie (Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz und Kommunikation) aus dem Jahr 2017 erkannt. In dieser Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Nutzung von elektronischen Medien bei Kindern und Jugendlichen und Entwicklungsauffälligkeiten beziehungsweise -störungen untersucht. Im Rahmen der Studie konnte die Gefahr abgebildet werden, dass »die Nutzung elektronischer Medien von mehr als 30 Minuten täglich im Alter von zwei bis fünf Jahren mit Entwicklungsauffälligkeiten (Konzentration, Sprache, Hyperaktivität) und im Alter von sieben bis zehn Jahren mit Entwicklungsauffälligkeiten (Konzentration, Hyperaktivität) einhergehen können«. Somit wird deutlich, wie sehr in den Familien und in den Kindertagesstätten klare Regeln zu den Nutzungszeiten definiert sein müssen.
Empfohlene Mediennutzungszeiten
Eine genaue Angabe für die Mediennutzungszeit bei Kindern kann nicht ausgesprochen werden, da jedes Kind individuell ist. Während sich das eine schnell vom Medienverhalten beeinflussen lässt, ist es bei anderen wiederum kaum der Fall. Aus diesem Grund können lediglich Empfehlungen gegeben werden.
Grundsätzlich sollten Eltern jedoch das Verhalten ihres Kindes aufmerksam beobachten. Sollte es bei der Mediennutzung gelangweilt, teilnahmslos, aggressiv oder sogar konzentrationslos oder überdreht wirken, ist das zumeist ein Zeichen für eine zu lange Medienkonfrontation. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt hierzu auf der Website kindergesundheit-info.de die folgenden Empfehlungen ab: Für Kinder bis 3 Jahren wird von einer Bildschirmzeit komplett abgeraten, während es für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren höchstens 30 Minuten sein sollten. Zwischen 6 und 10 Jahren könne die Höchstzeit 45 bis 60 Minuten betragen.
Weiterhin empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dass Kindern die Mediennutzung nicht täglich ermöglicht werden sollte. Gerade im Hinblick auf die weiter oben erwähnte BLIKK-Studie zeigt sich, wie wichtig die Eingrenzung der Zeiten ist, um die Folgen von Entwicklungsauffälligkeiten oder -störungen vorzubeugen.
Digitale Medien bieten auch Chancen
Zumindest in einem Punkt sind sich die meisten Erwachsenen darüber einig, dass die Kernfragen frühkindlicher Mediennutzung sich nicht mehr um das »Ob«, sondern das »Wie« drehen. Eine verändernde digitale Welt prägt unsere Kinder und kann kaum aus ihrer Lebensrealität verdrängt werden. Besonders die Berücksichtigung der steigenden Anzahl internetfähiger Geräte und die damit einhergehenden immer früheren Erstkontakte der Kinder mit diesen verdeutlicht, wie essenziell frühzeitiges Erlernen eines richtigen Umgangs ist.
Dieser Umgang sollte bewusst, kritisch und kompetent gelehrt werden, wie das Schreiben und Lesen, heißt es auf medienkindergarten.wien . Neben den vielen Herausforderungen bringen digitale Medien und Geräte schließlich auch zahlreiche Chancen mit. Das Vermitteln von Wissen kann durchaus auch mit Online-Lernspielen erfolgen. Kreativität kann durch Zeichenprogramme entdeckt und ausgelebt werden. Neugierde kann geweckt oder Langeweile beseitigt werden.
Ob nun ein Kind durch eine Digitalkamera schaut und dabei den Spaß an der Fotografie entdeckt oder durch ein digitales Spiel nicht nur online, sondern auch in der realen Welt ein Musikinstrument erforschen möchte – das alles sind auch Chancen, die nur die digitale Welt bietet. Grundsätzlich muss der Umgang mit Medien nicht ausschließlich an den Geräten stattfinden. Erzieherinnen und Erzieher können Kinder auch spielerisch an die Technik heranführen. Das Portal Pro Kita macht hier beispielsweise den Vorschlag, das PC-Zubehör auf Bilder zu drucken und so den Kindern den Wortschatz im Rahmen eines Memoryspiels beizubringen.
Unser Fazit
Die Antwort auf die Frage, ob digitale Medien eher Risiko oder Chance darstellen, ist gar nicht so einfach. Sie hat in erster Linie mit Verantwortung zu tun. Grundsätzlich ist von einer Nutzung von digitalen Medien vor Abschluss des dritten Lebensjahres abzuraten. Ein Kind im Vorschulalter, das unbeaufsichtigt und ohne einen geschulten Blick auf die Inhalte oder die Nutzungsdauer ein digitales Endgerät benutzt, ist natürlich gefährdet. Suchtpotenzial, Entwicklungsauffälligkeiten oder -störungen können hier die Folge sein. Bei Einhaltung der empfohlenen Nutzungsdauer, kontrollierten Inhalten und im Idealfall eine gemeinsame Nutzung mit einem Erwachsenen überwiegen die Chancen und können für das Kind förderlich sein. Schlussendlich ist dieses Fazit eng mit einem Appell an die Eltern verbunden: Habt die Zeit und die Inhalte im Blick, die eure Kinder am Display verbringen.
Weitere Tipps und Empfehlungen
Die Aus- und Weiterbildung von Kindergartenpädagog(inn)en spielt eine essenzielle Rolle auch in unserer Thematik. Die in Österreich gegründete Initiative »Safer Internet Day« stellt auf ihrer Website ein Handbuch für Kindergartenpädagog(inn)en zur Verfügung. Es beinhaltet zahlreiche Übungsblätter, Tipps und Links zu Themen rund um eine sichere Internetnutzung.
Hier zum Handbuch: www.saferinternet.at/fileadmin/categorized/Materialien/Handbuch_Safer_Internet_im_Kindergarten.pdf
Auch für Eltern hat die Initiative zehn Tipps zusammengestellt, die beim Umgang von digitalen Medien mit Kindern hilfreich sein können.
Mehr Infos hier: www.saferinternet.at/fileadmin/redakteure/Projekt-Seiten/Safer_Internet_Day/Safer_Internet_Day_2020/10_Tipps_Eltern.pdf